Anders heilig

Straßenmusik trifft Altarraum

Anfang des Monats waren wir mit dem Pfarr-Rad an einem für das Projekt ungewöhnlichen Ort – einer Kirche. Mit dem Retro-Pop-Duo Lina Bó war eine Combo aus Berlin in der Agatha-Kirche zu Gast, die sonst auf den Straßen, in Bars und Cafés musiziert. Straßenmusik trifft hier also auf alte Kirchenmauern. Wenn so viel Draußen im Kirchendrinnen gastiert, können wir nicht anders, als vorbeizuschauen.

Hallo Welt!

Das Pfarr-Rad sagt in der Tradition des Zweiten Vatikanums „Hallo Welt“, Lina Bó schreibt hierzu die gefühlt passende Hymne, die auch gleich als erstes Lied des Abends erklingt:

„Hallo Welt, hallo Welt, ihr da draußen
Ganz egal, wo ihr auch seid.
Hallo Welt, hallo Welt, ihr da draußen
Wir sind die Kinder unsrer Zeit
Das hier geht an euch, Brüder und Schwestern
Unsre Träume sind so gleich.
Hallo Welt, hallo Welt, ihr da draußen
Wir sind die Kinder unsrer Zeit“

Lina Bó, Hallo Welt

Profanes trifft Sakrales

Lina Bó singen von besonderen Momenten in ihrem Leben. Da hört man die Fluchtgeschichte der eigenen Familie, die gegenwartsbezogener nicht sein könnte, es erklingen Lieder über das Älterwerden und die verlorene Liebe, über unsere Mutter Erde und schließlich über die Weiblichkeit.

„Die Liebe ist weiblich, die Freundschaft auch
Die Hoffnung, die Geduld und die Wut im Bauch
Die Lust ist weiblich und auch die Nacht
Auch dich hat eine Frau auf die Welt gebracht.“

Lina Bó, Weiblich

Anders heilig

Über die Wange einer Frau rollt eine Träne, als sie einem Lied lauscht. Dann wird es in der übervollen Kirche ganz still, der letzte Ton ist schon lange verklungen, bevor die Stille durch tosenden Applaus durchbrochen wird.

Diese Lieder sind irgendwie anders heilig, vertraut, existenziell. Profanes und Sakrales verbinden sich in dieser Nacht zu vielen kleinen heiligen Momenten, die von Liebe und Menschlichkeit erzählen, und sie werden dabei zu Gebeten, die vom Leben singen.

Pfarrrad im neuen Stadtteil York-Quartier

Im Süd-Osten von Münster entsteht derzeit auf dem Gelände der ehemaligen britischen York-Kaserne ein komplett neues Quartier (https://www.yorkquartier.de) auf 500.000 m². Die Katholische Kirchengemeinde St. Nikolaus Münster betreibt hier seit Herbst 2022 eine Kita. Ein Kirchenbau oder andere Konzepte von Kirche sind hier aber nicht vorgesehen. Um so spannender war es, mit dem Pfarr-Rad mal zwischen Baustelle und fertigen Häuserreihen vorbeizuschauen.

Die Wohn- und Stadtbau Münster hatte zum Frühlingsfest eingeladen und das Pfarr-Rad wurde, begleitet von Sven und dem evangelischen Pfarrer Karsten Dittmann, auf dem Sussexweg platziert. Hinter dem Rad hoben die Bagger noch die Tiefgaragen aus, vor dem Rad war die Straße schon fertig und die dazugehörige Häuserreihe ebenso. Überraschend viele Neubewohner:innen der fertigen Häuser waren gekommen und sogleich bildete sich am Pfarr-Rad auch schon die erste Warteschlange für einen Kaffee und Gespräche.

Der Querschnitt der Menschen am Pfarr-Rad war hierbei groß: Von Wohneigentümer:innen die vor kurzem erst einen hohen sechsstelligen Betrag für die neuen vier Wände bezahlt hatten bis hin zu Menschen, die über einen Wohnberechtigungsschein ein neues Zuhause im Quartiert gefunden haben. So gab es auch einen bunten Blumenstrauß von Gesprächen: von der Info über die neue Pfarrgemeinde und ihre Angebote über Raumanfragen für eine Kultur- und Koranschule bis hin zu Gesprächen über den mutigen Schritt im hohen Alter noch einmal an einem neuen Ort in einer anderen Stadt neu anzufangen. Viele Menschen die auch untereinander am Rad ins Gespräch gekommen sind und sich in der Nachbarschaft etwas besser kennengelernt haben.

Eins ist aber jetzt schon sicher: Das Pfarr-Rad kommt wieder!

Hallo Welt!

Wir treten fleißig in die digitale Pedale, damit sich diese Website bald füllt und es jede Menge zu sehen gibt.